Warum Trockenfutter für Katzen so ungesund ist

Zahlreiche Tierhalter verlassen sich bei der Ernährung ihrer Katzen auf Trockenfutter. Schließlich überzeugt das industriell hergestellte Futter auf den ersten Blick durch seine vielen Vorteile. Es ist lange haltbar und einfach in der Handhabung. Noch dazu entstehen keine starken Gerüche und auch Verschmutzungen sind kaum ein Problem.

Experten und Tierärzte warnen aber zunehmend vor der Verwendung von Trockenfutter. Dafür gibt es mehrere Gründe.

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Katzen sind Fleischfresser!

Von Natur aus ernähren sich Katzen nahezu ausschließlich von Fleisch. Jenes enthält in der Regel sehr viele Proteine und reichlich Fett. Was darin kaum enthalten ist, sind Kohlenhydrate. Eben jene bilden aber die Basis eines jeden Trockenfutters. Katzen können das Futter zum größten Teil nicht verarbeiten und scheiden Nährstoffe ungenutzt wieder aus. Das kann nicht nur zu Mangelerscheinungen führen. Es kann sogar zu anhaltenden Problemen im Magen-Darm-Trakt führen. In der Folge fühlen Tiere sich unwohl und können auch krank werden.

Auf dem Trockenen

Neben den Nährstoffen spielt bei der Ernährung einer Katze auch der Wassergehalt eine wichtige Rolle. Normalerweise trinken Katzen nur sehr wenig bis gar kein Wasser. Durch die Evolution sind die Tiere darauf getrimmt, Flüssigkeit hauptsächlich über die Nahrung zu sich zu nehmen.

Ansonsten könnten unter anderem Löwen kaum mitten in der Savanne überleben. Wie der Name bereits vermuten lässt, ist in Trockenfutter nur ein sehr geringer Anteil an Flüssigkeit enthalten. Noch dazu kann solches Futter den Tieren sogar zusätzlich Wasser entziehen.

Um gegen den Wassermangel anzukämpfen, müsste eine Katze in etwa die zweieinhalbfache Menge des Trockenfutters trinken. Das wird aber nicht passieren. Jeder Katzenhalter, dass die meisten Tiere sehr wasserscheu sind. Das trifft oft nicht nur auf das Baden, sondern auch auf das Trinken zu.

Keine Katze wird aufgrund von Trockenfutter von heute auf morgen verdursten. Die möglichen Folgen einer Dehydrierung sind aber dennoch nicht zu unterschätzen. Größtenteils kommt es zu einer erhöhten Harnkonzentration. Das wiederum belastet Blase und Nieren, welche schon nach kurzer Zeit schwere Erkrankungen erleiden können. Die Behandlung ist aufwendig und daher auch mit erheblichen Kosten verbunden.

Getreide gehört nicht auf den Speiseplan

Prinzipiell sind Katzen in der Lage, Kohlenhydrate aus Getreide zu verarbeiten. Allerdings geschieht das nicht besonders effektiv. Es fehlt den Tieren an den notwendigen Enzymen, um Getreide auf die gleiche Weise wie Hunde oder Menschen zu verarbeiten.

Um die Nährstoffe im Darm aufzuspalten, müssen deshalb Enzyme aufgewendet werden, die eigentlich für die Verdauung tierischer Proteine aus Fleisch vorgesehen sind. Unter dem Strich stört das die gesamte Verdauung. Auch deswegen ist es Katzenhaltern zu empfehlen, auf Trockenfutter möglichst zu verzichten.

Denn während in einem Beutetier (z. B. einer Maus) nur etwa 3 % Getreide in Form des Mageninhaltes vorhanden ist, kann dieser Wert bei Trockenfutter meist bei 40 % oder sogar noch höher liegen.

Je nach Größe sollte eine Katze nur etwa vier bis acht Gramm Kohlenhydrate pro Tag zu sich nehmen. Bei Trockenfutter gelten bis zu 35 % an Kohlenhydraten als noch eben so tolerierbar. Höhere Werte können zu Symptomen wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Blähungen führen. So können schon kleine Mengen an Trockenfutter spürbar negativ Auswirkungen haben. Selbst als „Leckerli“ ist Trockenfutter daher kaum geeignet.

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Vitamine sind nicht gleich Vitamine

Jede Katze ist bei ihrer Ernährung auf die Versorgung mit bestimmten Vitaminen angewiesen. Dazu gehören etwa Vitamin A und Vitamin B3. Auch Taurin gilt bei Katzen als ein absolutes Muss auf dem Speiseplan. Das wissen auch die Hersteller von Trockenfutter. Auf den Verpackungen erwarten Verbraucher vollmundige Versprechungen über die enthaltenen Aminosäuren. Diese finden sich auch tatsächlich im Futter.

Allerdings können Katzen sie in der dargereichten Form sehr gering bis überhaupt nicht verarbeiten. Stattdessen werden Vitamine und andere Nährstoffe nicht selten ungenutzt wieder ausgeschieden.

Die Folge sind Mangelerscheinungen, woran auch die größten Mengen an zugesetzten Vitaminen nichts ändern können. Kommt es über längere Zeit zu einer Unterversorgung, kann es zu ernsthaften Folgeerkrankungen kommen.

Fehlende Energie und weitere Risiken

Viele Sorten von Trockenfutter enthalten für Katzen nur einen geringen Energiewert. Zwar kann der Brennwert auf dem Papier schon mal sehr ansehnlich auffallen, allerdings verwenden die Hersteller nur allzu gerne (billige) pflanzliche Fette anstelle von tierischen Produkten. Darin sind aber wichtige Bestandteile nicht enthalten, die auf den Speiseplan einer jeden Katze gehören. Beispielsweise ist die Fettsäure Arachidonsäure ausschließlich in tierischen Fetten zu finden und auch das außerordentlich wichtige Omega-3 kommt in Pflanzen praktisch nicht vor.

Zusätzlich zu den bereits genannten Risiken bietet Trockenfutter einen hervorragenden Nährboden für ungebetene Gäste. Gerade bei Produkten mit hohem Feuchtigkeitsgehalt können sich schon erstaunlich schnell Schimmelpilze bilden. Geöffnete Packungen sind deshalb nicht mehr allzu lange haltbar. Sehr gefährlich ist das auch, weil der Pilzbefall nicht immer offensichtlich ist.

Auch Milben können Trockenfutter befallen und nach dem Verzehr schwere Erkrankungen bei Katzen hervorrufen. Nicht zuletzt gab es auch viele Fälle, in denen Trockenfutter Salmonellen enthielt. Diese sind in geringen Mengen für Katzen ungefährlich, bergen aber dennoch das Potenzial schwerer Erkrankungen.

Mythen rund um das Thema Trockenfutter

Obwohl Nachteile und Gefahren von Trockenfutter mittlerweile bestens dokumentiert sind, schwören weiterhin viele Katzenhalter darauf, ihre Tiere mit den Industrieprodukten zu ernähren. Die meisten Argumente der Befürworter lassen sich schnell widerlegen.

„Meine Katze trinkt genug!“

Obwohl Katzen ausgesprochen trinkfaule Tiere sind, behaupten die meisten Besitzer, dass ihre Tiere stets genug Flüssigkeit zu sich nehmen. Selbst hohe Verluste aufgrund von Trockenfutter sollen damit ausgeglichen werden. In der Praxis ist das aber kaum der Fall.

Schon bei nur 50 Gramm Trockenfutter würde eine Katze etwa 120 ml Wasser zu sich nehmen müssen, um den Verlust an Flüssigkeit auszugleichen. Bei höherem Verzehr erhöht sich die Menge entsprechend. Als Faustregel gilt, dass Katzen in etwa zweieinhalbmal so viel Wasser wie Trockenfutter zu sich nehmen müssen. Wer seine Tiere aufmerksam beobachtet, wird feststellen, dass dies nur in den seltensten Fällen passiert.

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Trockenfutter für die Zähne?

Es hält sich bis heute hartnäckig das Gerücht, dass Trockenfutter gut für die Zähne von Katzen sei. Allerdings könnte diese Behauptung kaum realitätsferner sein. In Studien ließ sich bis heute kein einziger positiver Effekt nachweisen. Stattdessen gibt es aber so einige negative Folgen.

Das Trockenfutter kann sich in Zahnzwischenräumen festsetzen und dort zu Mundgeruch, Karies und Zahnstein führen. Trockenfutter ist für die Zähne von Katzen ungefähr so gesund wie Butterkekse für menschliche Zähne – gar nicht.

„Meine Katze ist aber gesund!“

Beim Thema Trockenfutter sind viele Katzenhalter schlicht beratungsresistent. Jedes noch so gute Argument und wissenschaftliche Studien werden mit der einfachen Behauptung abgewiegelt, dass es der eigenen Katze doch gut gehe. Auf den ersten Blick kann das auch der Fall sein.

Das Problem ist aber, dass viele von Trockenfutter verursachte Mangelerscheinungen sich erst nach längerer Zeit bemerkbar machen. So sind offensichtliche Symptome bei einer Nierenerkrankung zum Beispiel oft erst dann zu sehen, wenn es bereits zu irreparablen Schäden gekommen ist.

Davon abgesehen kann eine Unterversorgung an Nährstoffen auch die Lebensqualität von Katzen enorm einschränken. Dem Halter fällt auch das vielleicht überhaupt nicht auf. Über Jahre verhalten die Tiere sich gleich und zeigen keinerlei Auffälligkeiten. Bei einer Ernährungsumstellung besteht aber die Möglichkeit, dass Katzen aktiver, fitter und ausgeglichener werden. So manche Katze ist überhaupt nicht bequem oder faul, sondern kann sich einfach aufgrund fehlender Nährstoffe oder unzureichender Flüssigkeitsversorgung nicht zu mehr Aktivität aufraffen.

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„Meine Katze mag kein Nassfutter!“

Wer sich über die Gefahren von Trockenfutter im Klaren ist und seine Katze an Nassfutter gewöhnen möchte, kann es mit Problemen zu tun bekommen. Oft weigern die Tiere anfangs Nassfutter zu sich zu nehmen. Das liegt unter anderem an der Zusammenstellung des Trockenfutters. Die Industrie verwendet hier unzählige Aromastoffe sowie Geschmacksverstärker in Hülle und Fülle.

Bei Rohfleisch oder Nassfutter fehlen solche Zusätze natürlich komplett. Die Katzennase wird dadurch in die Irre geführt und die Tiere verlieren das Interesse. Mit der Zeit ist eine Umgewöhnung aber ohne Weiteres möglich. In der Anfangsphase ist auf jeden Fall darauf zu achten, dass Katzen nicht länger als 24 Stunden keine Nahrung zu sich nehmen. Ansonsten kann es zu schweren Organschäden kommen.

Sollte ein Tier sich also absolut weigern, Nassfutter zu fressen, ist Trockenfutter besser als nichts. Empfehlenswert ist es aber, das Trockenfutter in einem solchen Fall vor der Fütterung aufzuweichen. Damit können Halter die enormen Flüssigkeitsverluste vermeiden.

In der folgenden Zeit kann eine Katze Schritt für Schritt an Nassfutter gewöhnt werden. Anfangs mit kleineren Portionen, die dann immer weiter gesteigert werden. Meist ist schon nach einigen Wochen überhaupt kein Trockenfutter mehr nötig.

„Soll meine Katze etwa hungern?“

Wer ganztags arbeitet, bietet seiner Katze vielleicht Trockenfutter für den Tag an. Katzenhalter möchten natürlich nicht, dass die geliebten Tiere hungern müssen.

Tatsächlich sind solche Sorgen aber unbegründet. Katzen überstehen ohne Probleme auch längere Zeit ohne Futter, schließlich finden sie in der freien Natur auch nicht ständig etwas. Bis zu zehn Stunden ohne Futterversorgung sind kein Problem, für einen normalen Arbeitstag reicht das problemlos aus.

Außerdem ist auch eine Versorgung mit Nassfutter möglich. Dabei muss sich auch niemand darüber Sorgen machen, dass dieses über den Tag verderben könnte. Wer seiner Katze morgens Nassfutter oder sogar rohes Fleisch in den Napf legt, muss sich darüber keinerlei Gedanken machen.

Bei längerer Abwesenheit ist die Verwendung eines gekühlten Futterautomaten zu empfehlen, an dem sich die Tiere selbst bedienen können. Katzen nehmen sich dabei in der Regel auch nicht mehr, als sie wirklich benötigen.

Trockenfutter ist keine Medizin!

Obwohl Trockenfutter für Katzen ungemein schädlich ist, greifen zahlreiche Tierhalter ausgerechnet aufgrund der Gesundheit auf diese Form von Futter zurück. Dabei verlassen sie sich auf die Versprechen der Hersteller. Jene bieten unter anderem Spezialfutter an, welches gegen Harnsteine oder Diabetes helfen soll.

Zahlreiche Studien haben jedoch bewiesen, dass Trockenfutter in der Praxis so gut wie nichts für die Gesundheit der Tiere tut. Im besten Fall gelingt es damit, Symptome zu unterdrücken. Die Ursache einer Krankheit kann auf diese Weise aber nicht bekämpft werden. Oft ist das Gegenteil der Fall. Auch in speziellem Futter gegen Krankheiten ist der Anteil an Kohlenhydraten viel zu hoch und es sind zu wenige Nährstoffe für Katzen enthalten.

Auch beim Abnehmen sollte Trockenfutter keine Option sein. Zwar erzielen manche Sorten von Trockenfutter hier tatsächlich den gewünschten Effekt. Das geschieht aber mehr oder weniger mit Gewalt. Diät-Futter für Katzen enthält in der Regel große Mengen an pflanzlicher Inhaltsstoffe. Das Kalkül dabei ist, dass Katzen diese ungenutzt wieder ausscheiden und infolgedessen an Gewicht verlieren.

Das funktioniert in der Praxis tadellos, kann aber zu schweren Mangelerscheinungen und Krankheiten führen. Schon nach kurzer Zeit können sich etwa Aktivität und Spielbetrieb empfindlich verringern. Bei einer längeren Unterversorgung kann es sogar zu ernsthaften Erkrankungen kommen.

Verzicht auf Trockenfutter – Den Katzen zuliebe!

Unter dem Strich finden sich für Trockenfutter, wenn überhaupt, nur im Ausnahmefall positive Argumente. In aller Regel ist Katzenhaltern aber zu empfehlen, auf diese Art von Futter tunlichst zu verzichten. Nassfutter und Rohfleisch entspricht dem natürlichen Speiseplan einer Katze. Es verhindert die Bildung von Krankheiten und erhöht auch das allgemeine Wohlbefinden.

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Verfasst von Enrico Bachmann

Ich bin zertifizierter Ernährungsberater und Gründer von Hundeo. Meine Mission ist es, mit einfachen und klaren Empfehlungen dich im Dschungel der Informationen zu führen.

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